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Presse

Jugendtanzprojekt In „Unzensiert“ fesseln Allgäuer Jugendliche das Publikum
VON JANA SCHINDLER AZ 8.10.08

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„Glaub an dich!“ – Dieses aus den Körpern der 24 jungen Tänzern geschriebene Schlussbild ist die zentrale Botschaft, die das Jugendtanzprojekt „Unzensiert“, das derzeit im Kemptener Stadttheater zu sehen ist, vermittelt. Unter Leitung der Tanzpädagogen Daniela Stricker und Richard Klug in Kooperation mit der städtischen Initiative „Zukunft bringt’s“ haben 53 Jugendliche ein Jahr lang an einem Hip-Hop-Musical gearbeitet und eine packende energiegeladene Performance aus Hip Hop, Break- und Jazzdance, Gesang, Musikarrangements, eigens komponierten Songs, Videokunst und Schauspiel auf die Bühne gebracht. „Wir sind die Kids vom Hinterhof, bei uns sind auch die Kleinen groß, wir haben Spaß auch ohne Moos“, heißt es in einem Rap-Song. Die 17 in der Sprache von Jugendlichen gehaltenen Szenen kreisen um die Themen Familie, Liebe, Freunde, Einsamkeit, Geld und Tod. Die Clique ist die zweite Familie. Denn Familie ist oft nur noch „Zweckgemeinschaft“. Mit Schildern, auf denen die Familienmitglieder nur formal an- und abwesend sind, zeigen die Tänzer die Zerrissenheit auf. Das sind Geschichten, die berühren, die erzählt werden müssen – nach dem Motto des Rap-Songs zu Beginn „Hey Leute, guten Abend, wir haben euch was zu sagen!“ 

Interviews Wie Jugendliche die Unzensiert-Aufführung erlebt haben (AZ 7.10.08)

Kempten Sehr viele Jugendliche haben sich „Unzensiert“ schon angesehen – sowohl bei den regulären Aufführungen als auch bei den Vorführungen, die speziell für die Schulen organisiert wurden. Fünf Mädchen und Jungen erzählen, wie es ihnen gefallen hat. 

Bernardo Schreckhaas, 18, aus Kempten: Ich fand die Vorstellung wirklich spannend. Es wurden vor allem Einblicke in eine reale Welt vermittelt. Deswegen hat mir auch die Szene „Freunde“ sehr gut gefallen, weil das eine typische Alltagssituation ist. Meine Freundin Annina tanzt auch mit, deswegen habe ich zugeschaut. Ich kann es aber nur weiterempfehlen, speziell allen Eltern, weil sie da sehen, wie wichtig es ist, ihre Kinder fürs Leben fit zu machen. 

Bernadette Brams, 18, aus Oberstaufen: Unzensiert hat mich wirklich fasziniert. Da waren für mich alle Themen dabei, die Jugendliche bewegen. Ich fand auch super, dass die Szenen ineinander übergehen. Ich feiere heute meinen 18.Geburtstag und bin trotzdem gekommen. Ich bereue es aber nicht und kann es nur jedem empfehlen. Jetzt geh ich noch weiter feiern! 

Ramazan Köseoglu, 16, aus Durach: Ich fand es wunderbar, und die Performance ist wirklich nur schwer zu toppen. Am Besten fand ich das Tanzsolo von Salvatore. Der Gesamteindruck hat insgesamt bis auf eine Ausnahme auch gepasst. Ich hätte mir auch ausländische Texte in der Musik gewünscht, wie etwas auf Englisch oder Türkisch. Da hätten sich vielleicht dann mehr Jugendliche wiedergefunden. 

Carolin Rintisch, 17, aus Kempten: Ich persönlich mag gerne Hip-Hop. Deswegen hat es mir auch gut gefallen. Super fand ich, dass die Tänzer aus der Gegend kommen, da kennt man dann den einen oder anderen. Dadurch wirkt es wirklich realistisch. Die beste Szene für mich war die mit dem Gedicht. Die Sängerin war auch richtig gut. Die Szene mit der Leinwand zu beginn des Stückes fand ich aber ein wenig zu lang. 

Katja Riedle, 16, aus Weitnau: Bei Unzensiert haben viele Freunde von mir mitgespielt, deswegen musste ich es mir ja fast ansehen. Ich fand das Stück cool, witzig und interessant. Ich war auch schon bei der Generalprobe dabei, aber das Stück kann man wirklich öfter sehen. 

Jugendtanz-Projekt 53 Mädchen und Jungen zeigen bei „Unzensiert“ ergreifende Szenen aus ihrem Alltag – Noch zwei Aufführungen (AZ 7.10.08)

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Kempten „Wir haben euch was zu sagen ... Wir zeichnen euch das Leben, und zwar in allen Farben.“ So direkt angesprochen ließ der erste Rap-Song im vollen Kemptener Stadttheater zur Premiere des Jugendtanzprojekts Unzensiert niemanden kalt und zog wohl jeden sofort in seinen Bann. Und es war nicht wenig, was die 53 Jugendlichen auf unter hinter der Bühne zu sagen hatten: Unterschätzt uns nicht, wir können etwas, und wir sind vor allem nicht so uninteressiert, kommerziell und oberflächlich, wie ihr vielleicht alle denkt.

Die zweite der 17 Szenen mit dem Titel „Bitte nicht stören“ ging dann unter die Haut. Hinter einer transparenten Wand sind neun Kammern über- und nebeneinander aufgebaut. Sie erlauben den Blick in ein Wohnhaus ohne Außenwände und damit in die Zimmer der Jugendlichen. Es ist ein bedrückender Blick in Gefängniszellen, denn es geht um Einsamkeit. Einsam mit dem Telefon, mit der Kloschüssel, mit dem Liebesbrief, mit Fernseher oder Computer, mit Drogen oder mit dem Boxsack. Jeder bleibt allein. Nacheinander geht das Licht in diesen Zellen an und wieder aus. Das ist ein Bild, das von diesem Abend bleiben wird. 

Jede Geste, jede Bewegung sitzt 

Doch nicht nur von den Schattenseiten des Lebens erzählen die 24 Tänzer. In „Liebe“ und „Power“, „Glaub an dich!“ und „Clique“ wird tänzerisch und gesanglich an die Stärke der Gemeinschaft appelliert. Immer geht es in dem Projekt, das die Tanzpädagogen Daniela Stricker und Richard Klug in Kooperation mit der städtischen Initiative „Zukunft bringt’s“ auf die Beine gestellt haben, um das Ausloten von individueller Abgrenzung und Gruppenerfahrung. 

Weiterlesen: Die sonnigen und schattigen Seiten des Lebens

Jugendliche melden sich zu Wort (AZ 2.10.08)
Unter dem Motto „Wir wollen Jugendlichen eine Stimme geben!“ gibt es seit geraumer Zeit ein Jugendtanzprojekt mit dem Titel „Unzensiert“, das am Samstag, 4. Oktober (20 Uhr), im Stadttheater Kempten Premiere feiert. 50 Jugendliche sowie 30 Mitarbeiter und Musiker wirken bei diesem Projekt unter Leitung von Daniela Stricker und Richard Klug mit, bei dem Themen wie Mobbing, Alkohol, Drogen oder Liebe und Freundschaft aufgearbeitet werden.

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Heute Premiere von „Unzensiert“ im Stadttheater Kempten (AZ 4.10.08)
Ein Jahr lang haben sie Ideen gesammelt, Tänze einstudiert, Videofilme gedreht, Musik komponiert, Requisiten gezimmert und geprobt, geprobt, geprobt. Über 50 Jugendliche sowie 30 Mitarbeiter und Musiker haben sich intensiv vorbereitet und heute, Samstag, ist es soweit: Das Projekt „Unzensiert“ hat Premiere um 20 Uhr im Stadttheater Kempten. Das Drehbuch, das die Jugendlichen selbst verfassten, basiert auf ihren eigenen Lebenssituationen und handelt von den Themen, die Jugendliche bewegen – Familie, Schule, Clique, Geld, Freundschaft, Liebe, Ausgrenzung, Tod und Alleinsein. Weitere Aufführungen sind morgen, Sonntag, 5. Oktober, sowie am 8. und 10. Oktober jeweils um 20 Uhr. Außerdem gibt es Vorstellungen für Schüler, die allerdings bereits ausverkauft sind. Foto: Achim Crispien